Mit der Zunge an die Nase

Auf unserer kleinen Glücksbringer-Weltreise geht es von Asien weiter nach Peru in Südamerika. Der wohl bekannteste Glücksbringer des lateinamerikanischen Landes ist ein Stier, der „Torito de Pucará“.

Die Geschichte der Stiere führt zurück in die Zeit, als die spanischen Eroberer kamen und Toros bei Festen in den Orten dabei waren. Man strich ihnen scharfen Gewürzpuder auf die Nase. Das irritierte die Tiere so sehr, dass sie durchdrehten. Deswegen fertigen die Künstler in Puno die Glücksbringer heutzutage mit der Zunge an der Nase.

Wenn man den kleinen Keramik-Stier in der Hand hält, sollte man gut auf die Details achten. Das kleine Loch oben am Kreuzbein steht etwa für Fruchtbarkeit und Zeugungskraft. Der Henkel soll zeigen, wie innig verheiratete Männer und Frauen miteinander verbunden sind. Die charakteristischen Augen haben ebenfalls eine Bedeutung: Die Hab-Acht-Stellung des Menschen vor der Welt um sich herum und die Selbst-Beobachtungsgabe. Die Ornamente, die per Bürste in Spiralform auf den Stier aufgetragen werden, stehen für die Spirale des Lebens. Der Glaube daran, dass alles, was man gibt, auch zu einem zurückkehrt. Außerdem soll der Torito Wohlstand bringen. An der Börse gibt es schließlich auch einen Bullen, der das Symbol für eine Hausse, für den Aufschwung ist, weil er mit seinen Hörnern von unten nach oben stößt.

Auf die Farbe kommt es an

Puca Pucará bedeutet übersetzt „Rote Festung“ – und der ursprüngliche Torito ist rot mit ein paar aufgemalten Mustern. Inzwischen gibt es ihn in den unterschiedlichsten Farben. Blau steht beispielsweise für die Treue. Andere Farben für Liebe oder Kreativität. Eine weitere Bedeutung rund um den Stier ist besonders wichtig: die sogenannte andinische Dualität. Oft findet man auf peruanischen Dächern zwei Stiere, zwischen ihnen ein Kreuz und kleine Tonkrüge. Dadurch sollen positive und negative Energien fusionieren, um ein Gleichgewicht und ein gemeinsames Ziel zu schaffen. Im Grunde sollen die Stiere die Familien beschützen und Glück für sie bringen. Manche verfrachten die Stiere, die traditionsgemäß die Zunge an der Nase haben, nicht auf den Giebel, sondern an eine andere Stelle innerhalb des Hauses.

Glücksbringendes Wasser

Viele Kunsthandwerker arbeiten in Cuscó im Süden Perus, der früheren Hauptstadt des Inkareiches – in der Nähe des Machu Picchu. Nicht weit entfernt liegt übrigens das Wasser-Heiligtum „Tambomachay“, was so viel wie „Bad der Inka“ bedeutet. Aber vor dem Trinken bitte beachten: Laut Legende soll der Wasserlauf rechts unten dafür sorgen, dass man jünger wird. Das Wasser oben wirkt segnend. Und wer vom Wasser links unten kostet, soll Zwillinge bekommen. Vielleicht ja sogar mit dem Sternzeichen Stier…

Beiträge verpasst?

Hier geht es zum ersten Beitrag „Fußspuren bringen Glück ins Haus“ und hier zum zweiten Beitrag „Glücksbringer aus aller Welt – „Winke-Winke“-Katzen“ aus dieser Serie.

Text: Birgit Hasselbusch

Foto: AdobeStock/ Darius