Für die einen ist es nur ein kommerzieller Trend aus den USA, für die anderen ein riesiger Spaß mit Gruselfaktor. Und ich gebe es zu, ich zähle mich zur letzteren Gruppe. Die Rede ist von Halloween. Bei uns ist Halloween schon seit langem fest im Jahreskalender eingeplant. Vielleicht liegt das zum Teil an den irischen Wurzeln meiner Frau oder einfach nur daran, dass wir gerne feiern. Mit Kind hat das ganze aber noch einen neuen Dreh bekommen. Unsere 4-Jährige möchte dieses Jahr unbedingt Kürbislaternen basteln. Und Papa setzt sich natürlich hin und schnitzt an dem Fruchtgemüse rum – genug Youtube-Tutorials habe ich mir in den letzten Tagen schon angeschaut. Die Nachbarn sind auch schon instruiert, dass am 31. Oktober die Kleine mit ihrer Cousine als Hexen-Duo klingeln wird und „Süßes“ einfordert – sonst gibt’s „Saures“. 🙂
Über den Teich und zurück
Doch woher kommt der Brauch, verkleidet von Tür zu Tür zu ziehen, Kürbissen Grimassen zu verpassen und Süßigkeiten zu sammeln? Es ist richtig, dass der Horror-Trend seinen Ursprung in den USA hat. Doch brachte erst die irische Einwanderungswelle der 1830er-Jahre den Brauch nach Nordamerika, wo das Fest schnell eine größere Dimension annahm als auf der grünen Insel. Bereits die irischen Kelten feierten in vorchristlicher Zeit das Samhain-Fest, welches das Ende des Sommers markierte und als eine Art „Ernte-Dank-Fest“ interpretiert werden kann. Zudem glaubten die Kelten, dass die Tore der Unterwelt an diesem Abend offenstehen. Um böse Geister abzuschrecken, die in dieser Nacht auf Erden wandelten, verkleidete man sich und spukte selbst durch die Gassen.
Süßes oder Saures
In Nordamerika kommt keiner an Halloween vorbei: Es gibt Kostüm-Partys, Umzüge und richtige Spukhäuser, in denen Mutige den Nervenkitzel suchen. Am 31. Oktober selbst zieht der verkleidete Nachwuchs durch die Straßen, klingelt an den Häusern und fordert mit dem Spruch „Trick or Treat“ (zu Deutsch: Süßes oder Saures) Süßigkeiten. Hat man an diesem Abend keine Naschereien zur Hand, läuft man Gefahr, Opfer von Streichen zu werden.
Von der Rübe zum Kürbis
Schon lange vor Halloween werden die Häuser in den Staaten aufwändig geschmückt. Für schaurige Stimmung in ganzen Straßenzügen sorgen dann dicke Spinnweben, Grabsteine, Hexen und eben die bekannten Kürbisfratzen. Aus Irland stammt auch der Brauch, ein Gewächs auszuhöhlen und von innen zu beleuchten. Ähnlich wie bei dem in vielen Regionen Deutschlands traditionellen „Rübengeistern“ im Herbst. Auch in Irland kratzte man eine Rübe aus, schnitzte ein Gesicht hinein und zündete im Inneren eine Kerze an. Im Hof des Hauses aufgestellt, sollte die Knollenfratze vor bösen Geistern in der Halloween-Nacht schützen. In den USA war dann der Weg von der Rübe zum in der „Neuen Welt“ populäreren Kürbis nicht mehr weit.
Der Abend vor Allerheiligen
Und da habe ich auch wieder in Geschichte aufgepasst 🙂 : Während der Christianisierung Europas nutzten die Missionare gerne heidnische Festtage, um die eigenen Feiertage einzurichten. So wurde im 9. Jahrhundert auch Allerheiligen – englisch „All Hallows“ – in den religiösen Kalender aufgenommen. Der Vorabend zu Allerheiligen am 1. November wurde so zu „All Hallows Eve“ und daraus das spätere „Halloween“.
Trend in Deutschland
In Deutschland wird seit etwa Ende der 1990er-Jahre mit stetig wachsender Begeisterung Halloween gefeiert. Der noch jungen Legende nach, zeichnet sich dafür die „Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie“ verantwortlich. Da während des Golfkrieges 1991 die Karnevalssession ausfiel, suchte man nach alternativen Absatzmöglichkeiten und fand diese eben im US-amerikanischen Brauchtum. Doch die Popularität von Halloween auf eine Marketingmaßnahme zurückzuführen, halten Experten als zu kurz gedacht. Vielmehr sehen Kulturwissenschaftler einen gesellschaftlichen Bedarf an neuen, globaleren Bräuchen, da seit geraumer Zeit die regionalen und religiösen Feiertage an Bedeutung verlieren.
Das Fernsehen ist schuld! 🙂
Dass aber ausgerechnet Halloween diese Lücke füllt, hängt auch mit dem Aufkommen des Privatfernsehens in den 1980er-Jahren zusammen. Die Sender zeigten vermehrt US-Filme und damit wurde den Deutschen Halloween bereits früh nähergebracht. Ferner gibt es noch einen – vielleicht etwas pragmatischen – Grund: Die Zeit vom Sommer bis zum Weihnachtsfest kann elendig lang sein und man hat wenige Anlässe zum Feiern. Umso mehr freut man sich dann doch, wenn man in dieser „sauren“ Zeit etwas „Süßes“ finden kann. Das sind doch diese kleinen Glücksmomente, die dieser Tage wichtiger denn je sind…
Ich wünsche Euch fröhliches Spuken!
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