Schau mir in die Augen, Kleines

Turkish souvenir eyes in the market of Istanbul. Eastern traditional mascot
Für den sechsten Teil unserer kleinen Weltreise bleiben wir in Europa und machen uns auf in ein beliebtes Urlaubsland: die Türkei. Dort spielen Augen als Glücksbringer die größte Rolle.

„Schau mir in die Augen, Kleines!“ – ist eines der legendärsten Filmzitate. Und viele kennen wahrscheinlich die blauen, augenförmigen Anhänger, die es in der Türkei an jeder Ecke zu kaufen gibt. Das Nazar-Amulett soll in orientalischen Ländern laut Volksglauben den bösen Blick abwenden. Der Begriff Nazar stammt aus dem Türkischen und bedeutet so viel wie: Sehen, Einblick, Aufmerksamkeit, Blickperle. Eine 5 000 Jahre alte Tontafel aus Mesopotamien ist die älteste Darstellung des Nazar-Auges. Die ersten Werkstätten gab es an der türkischen Ägäis in Bodrum und Izmir.

Alles Aberglaube? 🧿

Es heißt, Menschen mit hellblauen Augen besitzen den unheilvollen Blick. Ein Auge, das ebenfalls blau ist, wie in dem Amulett, soll der Gegenzauber sein – und das Böse abwenden. Es geht um die alte Frage, wieso guten Menschen böse Dinge widerfahren. Dieser Fluch entsteht offenbar durch Neid. Das geht auf einen 1 000 Jahre alten Aberglauben zurück, der besagt, dass ein neidischer Blick einen ins Unheil stößt. Die Augen aus farbigem Glas in der Form eines Wassertropfens sollen alle davor beschützen. Mit Nazar (gütiger Blick) am Körper haben die Menschen quasi ein magisches Gegenmittel. Wenn das Glasauge funktioniert, dann kann es zerspringen, kaputtgehen. Heißt: Mission erfüllt. Danach braucht man dann ein neues.

Ein anderer Name dafür ist „Das Auge der Fatima“ in der „Hand der Fatima.“ Es wurde nach der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed benannt und ist ein kulturelles Zeichen im islamischen Volksglauben Nordafrikas und des Nahen Ostens. Hiermit soll Dschinn durch Abwehrzauber gebannt werden. Dschinn ist ein Sammelbegriff für gute und böse Geister. Wieder geht es um den bösen Blick und Neid. Man soll nicht mit böser Zunge über andere reden. Um den Neid zu bekämpfen, kann es auch helfen, besondere Dufthölzer zu verbrennen. Babys sollen besonders anfällig sein für Nachteile durch den bösen Blick. Wenn jemand sagt, wie süß ein Kind ist, wird dies oft mit einem „Mashallah“ verbunden, eine arabische Redewendung, die sich am einfachsten mit „Von Gott gewollt“ übersetzen lässt – sie soll dafür sorgen, dass es keinen Neid gibt.

Das beliebteste Talisman-Souvenir aus der Türkei wird aber nur noch in wenigen Manufakturen  -wie ursprünglich- aus Glas hergestellt. Inzwischen wird häufig Plastik benutzt. Man sieht es im Grunde noch häufiger als die Flagge der Türkei – muss dafür eigentlich nur die Augen offenhalten.

Foto: Elenglush – stock.adobe.com

Glücksbringer-Weltreise verpasst? 🍀✈

Hier geht es zum 1.-, 2.-, 3.-, 4.-und 5. Teil der Serie.